Kann Karate: Cobra Kai

Was mich davon abgehalten hatte, Cobra Kai (2018–, YouTube, mittlerweile Netflix) zu kucken? Zunächst good old-fashioned ein Vorurteil. »Cobra Kai?! Das ist doch bestimmt so eine deutsche Müllserie über einen Typen namens Cobra Kai. Zur Hölle damit, das sehe ich mir nicht an!«, hatte ich bei Netflixens Aufdrängversuchen gedacht. Dass ich die Karate-Kid-Filme, die die Serie fortschreibt, gesehen hatte, war viel zu lange zurückgelegen, als dass ich mich erinnert hätte, dass Cobra Kai der Name des ›bösen‹ Dojos ist, in dem der ›Bösewicht‹ Johnny Lawrence vom Imperator-Palpatine-artigen, vietnamgeschädigten Sensei John Kreese miese Tricks und Gnadenlosigkeit à la dark side of the force beigebracht bekommt. Um dann vom ›Gutewicht‹ Daniel LaRusso – der vom popkulturell allseits bekannten, Master-Yoda-artigen Mr. Miyagi nach Art der light side of the force in die Karatekunst eingewiesen wird – im Finale des Regionalturniers per (verbotenem?) Kranich-Kick umgehauen zu werden.

Vor kurzem brauchte ich irgendeinen Netflixquatsch, der mich immer mal wieder eine halbe Stunde schlicht unterhielt. Und dann klickte ich auf Cobra Kai. Die erste Folge hätte mich dann beinahe für immer von der Serie ferngehalten. Denn sie vermittelt den Eindruck, als sei die Serie platter 80er-in-Reminiszenzen-schwelg-Kack, der sich ähnlich ostentativ wenig ernst nimmt wie der unerträgliche Comedy-Horror-Mist Ash vs. Evil Dead (2015–2018, Amazon). Als hätten die Produzent*innen versucht, aUgEnzWiNkErNd ein 80er-Karateserien-Revival zu drehen. Was ich fürchterlich anstrengend fand. Beim Nostalgieschmarren Stranger Things etwa hatte ich mich durch die erste Staffel gequält, um zumindest zu erfahren, wie sie ausgeht. Was ich schon wieder vergessen habe. Nach S2E1 hatte ich endgültig kein Bock mehr, weil »Dig-Dug-Spielautomat« hier, »Coca Cola« da – solchen »früher war alles besser«-Schmonzes ver-, ja: verachte ich, weil’s früher nicht besser war und uns diese ewige Leier um eine bessere Zukunft bringt.

Dann beging ich den ›Fehler‹, mir doch die zweite Cobra-Kai-Folge anzusehen, und die zog mich in den Bann. Es macht unglaublich viel Spaß zu sehen, wie Karate-Kid-›Bösewicht‹ Johnny Lawrence in seiner Lebensmitte (live long and prosper!) bei seinem Versuch gezeigt wird, seinen vom »Strike first! Strike hard! No mercy!«-Dojo Cobra Kai verkorksten Lebensweg zu begradigen und alte Fehler zu beheben, zuvörderst bei sich selbst. Er belebt das alte Dojo wieder und will daraus eine zeitgemäße Karateschule ohne die alte Unmoral machen. Ebenso spaßig ist es, wie Karate-Kid-Protagonist Daniel LaRusso als erfolgsverwöhnter Luxusautohaus-Besitzer in North Hollywood mit Vorzeigefamilie und -leben als einer gezeigt wird, der sich immer auf der guten Seite wähnt und sich daher gar nicht vorstellen kann, auch mal daneben zu liegen. Was er aufgrund seines mitunterigen Tunnelblicks nicht selten tut.

Bisweilen ist die Serie gleichwohl etwas grob. Johnny Lawrence bietet sich dar als in den Achtzigern hängengebliebener Vorgestriger. Was eleganter zu zeigen wäre als dergestalt, dass er das Internet niemals benutzt hat, URLs buchstabiert als »… full stop c, o, m« und seinen neu angeschafften Gebrauchtlaptop zurückbringt, weil »the battery went out«, ohne je das Ladekabel angeschlossen zu haben. Meine Güte, das ist selbst für Comedy zu albern. Bei seinem ersten Schüler, Miguel Diaz, gelang den Macher*innen das besser: Johnny findet zeitgenössische Musik freilich kacke und lässt nur Heavy Metal von vor 30 Jahren gelten. Miguel hört, weil er davon nie gehört hat, mal rein, und äußert Johnny seine Begeisterung, er sei sofort »hooked« gewesen und »went fully down the rabbit hole«, wie junge Leute heute so reden.

Ein bisserl zäh wird’s dann schon, alle bislang fünf Staffeln zu kucken, bspw. weil Figuren sich kaum entwickeln, die Handlung mitunter arg schablonenhaft ist und die Hauptdarsteller William Zabka (Johnny Lawrence) und Ralph Macchio (Daniel LaRusso) alles andere als feinziseliert nuanciert schauspielern spielen. Dass weder der eine noch der andere nach der Karate-Kid-Reihe Nennenswertes geschaffen hätte, nimmt nicht wunder. Der Handlungsverlauf überrascht an kaum einer Stelle, pflichtbewusst werden die Konflikte nach Schema F abgearbeitet.

Aber Spaß macht’s trotzdem. Verklagt mich doch, ich kann Karate. Wer bis hierher alles durchgelesen hat, macht jetzt 200 Liegestütze.

Eines der fürchterlichsten Wörter der englischen Sprache

Eines der fürchterlichsten Wörter der englischen Sprache ist: yacht. Gesprochen wird es nicht ähnlich dem deutschen Wort Yacht. Sondern britische Englischsprecher*innen sprechen es [jɒt]. Also ca. yaht, mit genäseltem ya. Wer es nicht kennt oder es sich anhand der Lautschrift nicht vorstellen kann, höre es sich z. B. hier an: https://de.pons.com/übersetzung/englisch-deutsch/yacht#.

Kommen tut engl. yacht von niederländisch jacht, was – surprise , surprise – ›Jagd‹ bedeutet. Doch geben sie sich im Vereinigten Königreich nicht mal ansatzweise Mühe, den ach-Laut ch nachzuahmen. Nicht mal eine Annäherung wie [jɒkt] ist drin. Peinlich!

Wie ich draufkomme? In S5E10 der Netflixserie The Crown, »Decomissioned«, geht es u. a. um die Außerdienststellung von »Her Majesty’s Yacht Britannia, also known as the Royal Yacht Britannia« am 11. Dezember 1997. Worüber das Königshaus not amused war. Jedes dritte Wort der Episode ist dann yacht. Die Untertän*innen des Königshauses hatten einfach keinen Bock mehr, den Royals diesen Luxusdampfer zu finanzieren. Wo Tony Blairs konservativer Amtsvorgänger John Major noch alles dafür getan hatte, die Steuerzahler*innen für die 43 Jahre alte Königinnenyacht bzw. ihre Nachfolgerin blechen zu lassen, setzte der »sozialistische« Labour-Premier Blair dem Schiffsschmarren recht bald nach seinem Amtsantritt ein Ende. Und es wurde schlicht keine neue royal yacht mehr angeschafft. Hahahaha. Und dann war die letzte Reise der Britannia obendrein eine nach und von Hongkong, das zuvor seine Unabhängigkeit von der britischen Krone erklärt hatte und fortan keine britische Kolonie mehr war. Hahahahahaha. »The Queen, normally undemonstrative in public, was reported to have shed a tear at the decommissioning ceremony that was attended by most of the senior members of the Royal Family.« (Wikipedia) Logo, R.I.P. und dmnnb¹ usw., aber: Hahahahahahahahahahaha.

Recht gut gelöst haben das Ausspracheproblem viele Jahre zuvor Monty Python: In einem Sketch heißt eine Figur Raymond Luxury Yacht, wobei der Name nur so geschrieben wird. Laut Auskunft von Raymond Luxury Yacht selbst spricht man den Namen: Throatwobbler Mangrove. Siehe hier: Monty Python – Raymond Luxury Yacht. (Für den saudummen Antisemitismus-»Witz« des Sketches gehörte der Truppe noch heute eine saftige Watschn.)

¹ De mortuis nil nisi bene, ›Über die Toten nur Gutes‹.

Das perfekte Shopping-Queen-Motto

Bei Shopping Queen treten in jeder Stadt fünf Kandidatinnen gegeneinander an, zu einem von Showhost Guido Maria Kretschmer vorgegebenen Motto in max. 4 Stunden ein Outfit für max. € 500,– zu kaufen. Die Motti Mottos sind stets Anweisungen wie »Schritt für Schritt ein neuer Hit – Stiefelette oder Ankle Boot, dieser Schuh lässt dein Herz höher schlagen!«, »God Save the Queen – präsentiere einen royalen Look zum 70. Thronjubiläum der Queen!« oder natürlich Schweinkram wie »Fesche Wäsche – Zeige, was der Lingerie-Look alles kann!«

Zu Beginn jeder Episode wird die jeweilige Kandidatin ein paar Sachen gefragt wie: »Warum wirst du Shopping Queen?«, oder: »Was ist Deine Frage an Guido?«. Am besten finde ich die Frage: »Was wäre Dein perfektes Motto?«. Tbh ist mir schleierhaft, warum noch keine eines der folgenden genannt hat:

  • Junk Style! Hol’ Dir eine Burger King Krone und kreiere den perfekten Look damit!
  • Der Papst ist tot: Kreiere den perfekten Look für die Moderation der Beerdingungs-Sondersendung!
  • Rettet das 1,5-Grad-Ziel! Kreiere den perfekten Look zur Blockade des Lützerath-Abrisses!
  • Freie Kleiderwähler! Du eröffnest mit Hubert Aiwanger als seine Ehefrau ein Blockheizkraftwerk in St. Englmar – kreiere den perfekten Look dafür!
  • Schillernde Looks! Setz’ Dir und Deiner Begleitung diese Fliegenaugen-Facettenbrillen auf und ershoppe damit den perfekten Look!
  • Die Extraterrestrischen sind da! Kreiere den perfekten Look für den ersten Kontakt!
  • Pulp Couture! Unterbiete den Modegeschmack von Quentin Tarantino!
  • Shopping Empress: Kreiere der Kaiserin neue Kleider!
  • Zivilpolizistin statt Streife: Kreiere den perfekten Look zum Überbringen einer Todesnachricht!
  • Mit Engelbert Strauss aufs Galadinner: Kreiere den perfekten Look!
  • Das letzte Hemd: Kreiere den perfekten Look für Deine eigene Hinrichtung!

Kurz notiert (129)

Rock-Brüder: Rudolf »Harter« Schenker und Michael »Weicher« Schenker

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Also mir wäre nix bekannt, dass wir diese Stadt auf rOcK aNd RoLl gebaut hätten [Scheibenwischgeste zur Person daneben]

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Assistenzärztin im topmodernen MVZ: »Triff mich wie ich Kunden nähe«

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[Hier sollte ein Kurzwitz stehen, den ich aber beim Kopieren an die Zwischenablage verloren habe]

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[Hier noch einer, der mir verlorenging, doch mein Smartphone behält Einträge, aus welchen Gründen auch immer, nur für eine Stunde in der Zwischenablage, uff]

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