Die drei Wirtschaftsweisen aus dem Morgenblatt

Hallo ich bin die 👈😎👉Wirtschaftsweisen👈😎👉 Peter Bofinger und noch ein anderer und wir sind in den Radionachrichten gegen die Abschaffung von Hartz IV weil wir ham doch etz die niedrigste Arbeitslosigkeit seit der Wende und es ist doch alles 👈😎👉cool👈😎👉 und das wolln wir doch jetzt nicht durch eine Politik des Forderns und Forderns wieder kaputt machen oder 🙈😂

Größter Mist, den ich seit langem lesen musste

«Aussprache und Schreibweise von ‹LaTeX›:
Die Zeichen T, E, X im Namen kommen von den griechischen Großbuchstaben Tau, Epsilon und Chi, so wie sich auch der Name von TeX aus dem griechischen τέχνη (Geschicklichkeit, Kunst, Technik) ableitet. Aus diesem Grund bestimmte TeX-Erfinder Donald E. Knuth die Aussprache als [ˈlaːtɛx], das heißt mit einem stimmlosen velaren Frikativ (‹Ach-Laut›) wie im Neugriechischen. Dagegen äußerte Leslie Lamport, er schreibe keine bestimmte Aussprache für LaTeX vor.
Die von Knuth bestimmte Aussprache bereitet nichtgriechischen Muttersprachlern oft Schwierigkeiten. Daher herrscht im Deutschen die Aussprache [ˈlaːtɛç] mit einem stimmlosen palatalen Frikativ vor (‹Ich-Laut›), im Englischen die Aussprachen [ˈlɑːtɛk] oder [ˈleɪtɛk]. Die Aussprache mit x [ks] ist unüblich.» [Quelle: WiXiPeDiA]

Einen dümmeren Geheimclub-Geheimcode als «LaTeX» gibt es ja wohl nicht! «Hehe wieder so ein n00b wo nicht weiß wie man LaTeX ausspricht hehe». Ja zefix, wenn ihr wollt, dass man das Wort «[ˈlaːtɛx], das heißt mit einem stimmlosen velaren Frikativ (‹Ach-Laut›)» ausspricht, dann verschriftlicht es halt in Gottesnamen nicht mit lateinischen Buchstaben, zefix! Und wenn es das letzte Wort ist, das ich je ausspreche, weil ihr mir danach die Deppenzunge rausschneidet, ich werde immer [ˈlɑːtɛks] sagen ÄLLERBÄTSCH

PS: Das bairische «zefix» spricht man übrigens [ tsɛˈfix], «das heißt mit einem stimmlosen velaren Frikativ (‹Ach-Laut›)», nur damit ihr es wisst.

#TeamLeslieLamport

«Die gute Nachricht des Tages» auf Klassik Radio

05.09.2018: Das Klassik Radio ist ein Arschlochradio. Zu Beginn der «guten Nachricht des Tages» vermeldet die Ansagerin, immer mehr Menschen lebten knapp (!) an der Grenze zu Armut. Aber, so die gute Nachricht, die Deutschen hätten ein Herz für einander. Seien im letzten Jahr doch 35 Millionen Euro mehr als sonst für Bedürftige gespendet worden, 35 Millionen Euro mehr (!).

Und warum ist das Klassik Radio nun ein Arschlochradio? Weil es in der «guten Nachricht des Tages» keine Sekunde um die, die knapp (!) über der Armutsgrenze leben, geht – und schon gar nicht um das Geschmeiß, das tatsächlich arm ist. Sondern es geht ausschließlich um die edlen Spender_innen, aus denen ein Gutteil des Klassik-Radio-Publikums bestehen dürfte. Sie sollen sich gut fühlen in ihrer Spenderei, ihnen pudert man hier den Hintern für ihre Freigiebigkeit. Daran, dass sich je etwas änderte an den Verhältnissen, die so viel Armut bzw. so viele Leben knapp (! – man sorgt schließlich dafür, dass die Lohnabhängigen gerade so über die Runden kommen) über der Armutsgrenze hervorbringen, kann hier niemand ernstlich ein Interesse haben. Und das weiß man auch beim Klientelsender Klassik Radio.

«Nur, weil ich Milliardär bin, heißt das nicht, daß ich nicht Kommunist sein kann, aber es wäre halt echt schön blöd 😀» (Valentin Witt)

Humorkritik: Bialetti

Trauerhilfecartoon

Diesen Cartoon sah ich letztens im Vorbeigehen und fand ihn zunächst sehr lustig. «Hehe, sie hat aus seiner Asche einfach Kaffee gekocht», schmunzelte ich, da der Cartoon mich daran erinnerte, dass Renato Bialetti, Sohn des Erfinders der Bialetti-Espressokannen (eigentlich: Mokakanne), in einer Urne in Form einer Bialetti-Kanne beigesetzt worden war.
Als ich beim zweiten Blick im Hintergrund die Urne im Aquarium sah, fand ich den Cartoon überhaupt nicht mehr lustig. 2/10

Adorno: Ambitionen des Abiturienten

Adornos Abituriumsaufsatz gelesen («Die Natur, eine Quelle der Erhebung, Erbauung und Erholung», in: GS 20.2). Schon der erste Satz, «Das Wort ‹Natur› bedeutet in seinem allgemeinsten Sinne die Gesamtheit des unbewußten Daseins schlechthin», lässt die Münder offen stehen. Hat er sich das nun ausgedacht, von irgendwoher brav gemerkt, etwa abgekupfert oder gar einfach abgeschrieben? «A posteriori» (ders., später) deutet vieles auf ausgedacht oder wenigstens gemerkt hin.

Bald nach diesem Hammersatz verlässt er das (wahrscheinlich schon wieder fad gewordene) lexikalisch-definitorische Terrain und fährt wenig erbarmend gesellschaftskritisch fort, mit zart bereits grüßender unbarmherziger Kulturkritik, jedenfalls Kritik-kritisch im schon kantischen Sinne:
«Daß sich der einfache Mann unter der Natur den Wald vorstellt, zeugt lediglich davon, daß er unfähig ist, das Erlebnis der Natur in eine begriffliche Form zu fassen, und es darum mit einer rein sinnlichen Vorstellung zu bannen strebt.»
Sakrament, das sitzt schonmal – medias in res publicas! Ein Schelm, wer sich die Lehrkraft als einfachen Mann und Theodor (noch ausgeschrieben:) Wiesengrund als Schelm vorstellt.

Vollends in sich hat’s denn das Ende des Aufsatzes. So ein Abituriums-Aufsatz markiert «freilich» (a.a.O.), d.h. vielmehr: bekanntlich ja eine merkliche Zäsur, gar das Ende der ersten Phase der Wissenserlangung – und darum unterlässt der gedankenkraftstrotzende, wo nicht ein bissl -protzende Adoleszent Adorno es nicht, schon im drittletzten Satz den Gipfel möglicher Erkenntnis zu offenbaren, nichts weniger nämlich als den Sinn des Lebens:
«In dem Naturerlebnis vollzieht sich die Gestaltung der Welt im Ich: eine gestaltete Welt geht in ein gestaltetes Ich sinnvoll ein, leuchtend im Abglanz des Göttlichen. Die Welt aber im Ich zu gestalten, ist der Sinn des Lebens.»
Sauber! 1921 Jahre nach Jesu Geburt bloß brauchte es, bis einer drauf und dem Herrn dahinterkam! Wofür’s «freilich» (ders.) prompt einen Einser gab.

Und vor dem Horizont dieses fünfseitigen Aufsatzes nun erscheinen sämtliche anderen Werke und Aufsätze seiner Gesammelten Schriften von immerhin Stücker 20 Bänden als nichts mehr denn als mickrige Fußnoten; für Außenstehende notwendige zwar, aber mehr schon aber wieder nicht.

In memoriam Walter Benjamin

Die Bekannte einer Bekannten und ihre Freund/innen fuhren in den frühen Nullerjahren gelegentlich über die bayerisch-tschechische Grenze zu den grenznahen Schwarzmärkten (Vox populi: «Fidschi-Märkte»), um sich grieselig-gruselige Raubkopien beschissener Musik und Filme zu kaufen (bei letzteren hätten, wie sie berichtete, schon mal die letzten fünf bis zehn Filmminuten gefehlt, da man jetzt nicht extra einen neuen Rohling hatte anbrechen wollen).

Die Qualität der gekauften Filme war von eigentümlicher Unsäglichkeit. Manche davon waren anscheinend einfach datenmäßig brutalstmöglich zusammenkomprimiert, um mit einer oder zwei CDs auskommen zu können. Andere waren per Camcorder (seltsam, wie seltsam sich dieses früher sehr gewöhnliche, mittlerweile aber outdatete Wort anfühlt) im Kino aufgenommen in einer Qualität, die heutzutage auf YouTube in den Drunterkommentaren die hämische Äußerung «Filmed with a potato» nach sich zöge.

Jetzt überlegt sie, inzwischen Promotionsstudentin der Theater-, Film- und Medienwissenschaften, über dieses eigentümliche und auf einige Jahre begrenzte Phänomen einen Aufsatz zu schreiben mit dem Titel Das Kunstwerk im Zeitalter seiner tschechischen Reproduzierbarkeit.

Freitag, 9.3.18, E-Werk Erlangen

Tocotronic gehen nach 70 Minuten mit einem charismatisch-erotisch geröhrten «Ciao!» (Duden-Empfehlung: «Tschau!» – ja ciao cacao!) von der Bühne. Zwei Zugabesongs, dann nochmal tschüß, bevor sie einen letzten Song spielen. Anschließend erklingt ein Chanson aus dem letzten Jahrhundert, dessen Titel und Interpretin ich leider nicht kenne (vielleicht ist sie noch nicht tot und ich lerne sie mal wieder erst kennen, nachdem sie gestorben ist).

Ich bleibe stehen und finde die Konzertklammer schön, die dieses Chanson zusammen mit dem klassischen Bombastintro eines Streicherorchesters bildet. Die Reihen Weiterlesen

Lob der Korrektorin

Werbeanzeige Die Korrektorin (für größere Ansicht klicken)

Liebe Korrektorin,

meine wissenschaftliche Arbeit »sollte mit Sprache überzeugen«? Erstens und prinzipiell: Ja womit denn sonst. Zweitens und speziell: »mit Sprache, Stil überzeugen« – schonmal was von »sprachlich« und/oder »stilistisch« gehört?
»12/24 Stunden Express-Auftragsservice«, »Online Plagiatsprüfung«? Some Bindestriche to the rescue!
»Eine Investition in das Korrekturlesen bedeutet gleichzeitig eine bessere Note!« NEI-EN! Schonmal was von »kann … bedeuten« gehört?
»Überlasse nichts dem Zufall« – ja unerhört, was erlaubst Du Dir eigentlich! Glaubst Du, ich würfle aus, wo ich Kommas hinmache, und lasse den Inhalt von Enzensbergers Poesieautomaten zusammenklumpatschen?
»sollte perfekt sein« – Ja Krustifix, muß denn alles und noch der mediokerste Alltagsquatsch immer in allerdeppertster Neon-/Startup-Mindset-/Harmony-lifestyle-Manier »perfekt« sein? Drunter tut ihr’s alle nicht mehr, oder?

Liebe Korrektorin, Deine Werbung für deine Korrektoratsdienste »sollte perfekt sein und mit Sprache, Stil und Layout überzeugen!« Also laß beim nächsten Mal besser jemanden nochmal drüberlesen, bevor Du Deine Reklamezudringlichkeit an die Wand ÜBER DEN URINALEN DER MENSATOILETTEN HÄNGEN LÄẞT, wo mann ihr schutzlos ausgeliefert ist.

Grüßt lektorierend:
Andreas

Tocotronic, ‹Die Unendlichkeit›

Ohne es selbst gelesen haben zu müssen, da ich zu diesen Zeiten noch ein in solchen Dingen unbedarfter Heranwachsender war: Gewiß stand anläßlich der Tocotronic-Platte ‹K.O.O.K.› (1999), spätestens jedoch 2002, angelegentlich des weißen Albums ‹Tocotronic›, in Musikpostillen vielfach folgender Denkfaulheitsunfug zu lesen:

«Tocotronic sind erwachsen geworden.»

Na freilich, man brazzte nicht mehr nur mit Weiterlesen