TSCHICK BLURB GRMPF

Warum ich Wolfgang Herrndorfs entzückenden Roman »Tschick« um ein Haar nicht gelesen hätte? Weil mich die 15 (!) Blurbs gleich nach dem Umschlag so aufgeregt haben. Am schlimmsten ist der von Christine Westermann. Der erste Satz klingt so komplett ausgedacht, er macht mich noch heute stocknarrisch.Slightly off-topic: Als Rocko Schamoni in der WDR-Sendung »Zimmer frei!« mit Götz Alsmann und der notorischen Christine Westermann zu Gast war, sagte er während der intimen Fragerunde mit Christine W., er wate eigentlich kontinuierlich durch das Blumenbeet der Depression. Woraufhin ihr nichts Besseres einfiel, als zu fragen: »Aha… und welche Farbe haben diese Blumen?« ACH DU MEINE GÜTE.

Nach dem Boxen

Doof fand ich Boxen erst, als ich mit 13 und 14 Jahren die erstausgestrahlten ersten beiden Staffeln von South Park aufgenommen habe. Die liefen kindgerecht samstags im RTL-Nachtprogramm. Übertrug RTL an solchen Abenden Boxveranstaltungen, wurden die Sendetermine der Serie extrem unzuverlässig; weit schlimmer, als wäre sie unmittelbar nach Wetten, dass…?! ausgestrahlt worden. Bis die endlich mal zu Potte kamen, sich die Fressen zu polieren und anschließend im Ring voller Krimineller und Halbweltler sich auf den Schultern tragen zu lassen!

Programmieren und am nächsten Morgen ansehen war also nicht. Eine Taste für manuelles Aufnehmen hatte der Videorekorder nur am Gerät selbst, nicht auf der immerhin gut achtzigtastigen Fernbedienung. Um während des Aufnehmens die Werbung rauszuschneiden, stob ich bei Reklamebeginn vom Sofa auf den Teppich, drückte die vergleichsweise saukleine Aufnahmetaste, die auch noch schützend eingefasst war, und wartete, bis ich die Aufnahmetaste wieder drücken konnte.

Im Anschluss schaute ich vielleicht noch einen Erotik- oder gar einen Sexfilm auf Kabel 1 oder Vox. (Siehe den Text »Blue Velvet – Verbotene Blicke«.) Nach welchen Kriterien der Programmanzeiger Fernsehwoche zwischen Erotik- und Sexfilm unterschied, ich weiß es bis heute nicht.

Im montäglichen Schulsport wollte ich mich einmal an den Allercoolsten der Klasse ankumpeln. Er, ein early adopter, hatte bereits oben inselartig blondierte Haare, mit Gel aufgestellt, und mit 14 sogar schon die erste Alkoholvergiftung hinter sich sowie gewiss Geschlechtsverkehr am laufenden Band! Ich frug ihn also nach einer besonders coolen und besprechenswerten South-Park-Episode ganz angespannt, ob er sie am Wochenende auch gesehen hätte. Was er uninteressiert beschied mit: »Ach, ich hab die alle schon auf DVD …«, und sich anderen zuwendete. Was ihn in meinem Ansehen nur noch mehr steigen ließ, weil WAHNSINN, ein DVD-PLAYER! Wahrscheinlich auch Premiere und früher einen elektrisch betriebenen Bulldog zum Draufsitzen und durch den ein Dreiviertel Fußballfeld großen Garten Fahren und ein Tastentelefon, um auf Kabel 1 bei Hugo mitspielen zu können.

Als Hugo einmal auf dem Stadtplatz meiner niederbayerischen Heimatstadt gastierte, durfte ich nicht hin, weil ich irgend einen Mist gebaut hatte. Oder weil »morgen ist Schule, da fahren wir doch nicht um 19 Uhr in die Stadt zu so einem Zeug!«, ich weiß es nicht mehr genau.

›Autonomes‹ Fahren

Es tut doch in der Seele weh, dass der next step des motorisierten Individualverkehrs, das autonome Fahren, den Namen autonomes Fahren trägt und nicht den korrekten automatisiertes Fahren. Ein Sensibling wie Adorno, der sich noch trefflich über Intellektualgemeinheiten wie das griechisch-lateinische Mischwort Automobil ärgern konnte – und das auch nicht gerade zurückhaltend kundtat –, hätte wohl einen geharnischten Brief an die Automobilverbände und -hersteller bzw. gleich ans SZ-Feuilleton geschrieben, dass diese Fahrzeuge sich ja wohl nicht, wie uns die Rede von der Autonomie solcher PKWs vorgaukelt, selbst das Gesetz gäben, sondern, ähnlich der in Homers Ilias sich selbst öffnenden Türen des Olymp, bloß von selbst sich bewegten.

Maus-Malaise

Der Musiker John Maus will nicht absichtlich an den Krawallen ums US-Kapitol teilgenommen haben, wie er kürzlich bekannt gab. Er sei an dem Tag zufällig in der Nähe des Regierungsviertels gewesen, dann unglücklich mausgerutscht und so in die ganze Sache hineingeschlittert. Er bringe bald eine neue CD heraus, auf der die Malaise für alle verständlich aufgearbeitet werde, so der US-Amerikaner.

Bayern-Power gegen die Pandemie

Hu-bert Ai-wang-er gibt den Startschuss für die Produktion des bayerischen Impfstoffs BayVac. Neben mRNA soll das Bavariakzin, wie die Hersteller es liebevoll nennen, nichts als Wasser, Hopfen und Malz enthalten. Besonders wirksam soll es gegen migrantische Virusmutationen wie das England- oder das Südafrikavirus sein. Während der Starkbierzeit wird das Mittel den Namen Vakzinator tragen, 1,5 Mal so stark sein und als 1-Liter-Dosis verimpft.

Zum Komponieren des Marketingsongs »Gott mit Dir, Du Land des BayVac« will man die Biermösl Blosn verpflichten. »Die Biermösl Blosn gibt’s seit 2012 nicht mehr«, weigert sich Hans Well stellvertretend.

»Die-sen Kom-mu-nis-ten kann man es a-ber auch nicht recht ma-chen! Wo wir schon al-les an High-Tech und In-no-va-tion und Fi-nan-zie-rung ü-ber-neh-men. Vak-zi-niert wer-den wol-len sie dann a-ber frei-lich schon gleich, die-se Ba-zil-len«, ärgert sich Ai-wang-er auf Nachfrage.

Die Impfreihenfolge soll sich nach Parteizugehörigkeit, Spezltum und/oder heimatlicher Stammbaumlänge richten.

MäDn®

Bitte um ehrliche Antworten: Wem ist der Brettspielklassiker Mensch ärgere Dich nicht auch bekannt als MäDn? Schmidts Spielesammlung mit über 100 Spielmöglichkeiten behauptet auf der Unterseite: »Wer kennt es nicht, das original Mensch ärgere Dich nicht® – auch bekannt als MäDn®«, und das klingt doch daherbehauptet.


Übrigens: Der prahlerisch so genannten Spielesammmung mit über 100 Spielmöglichkeiten liegen u.a. sechs Würfel bei. Genau 15 der exactamente 120 Spielmöglichkeiten sind keine reinen Würfelspiele, sondern Mikado, Chip- und Brettspiele. Korrekter wäre die Spielesammlung bezeichnet als Spielesammmung mit über 100 Würfel-Spielmöglichkeiten und ein paar anderen.