Was Karlsruhe als schützenswert gilt

Aus einem Tagesschau-Artikel zur möglichen Einstufung des AfD-»Flügels« durch den Verfassungsschutz als »Verdachtsfall«:

»Das Urteil [des Bundesverfassungsgerichts von 2017 gegen das Verbot der NPD] gilt bis heute als entscheidend, auch weil Karlsruhe so klar wie nie zuvor definierte, was es für schützenswert erachtet: Die Missachtung der Menschenwürde, Rassismus, die Ausgrenzung von Ausländern, Migranten, Muslimen wurden als verfassungsfeindlich erklärt, ebenso wie das gezielte Verächtlichmachen der parlamentarischen Demokratie.«

Lässt eins sich das Vergnügen nicht nehmen, Sätze gegen den Strich zu lesen und ihnen dadurch mehr Sinn abzutrotzen, als sie zu enthalten vorgeben, liest es nach »Das Urteil gilt bis heute als entscheidend, auch weil Karlsruhe so klar wie nie zuvor definierte, was es für schützenswert erachtet« eben nicht gleich »als verfassungsfeindlich erklärt wurden …«, sondern erstmal »Die Missachtung der Menschenwürde, Rassismus, die Ausgrenzung von Ausländern, Migranten, Muslimen«. Und dergestalt weist der Satzbau nolens volens auf den realen Bau der hiesigen Verhältnisse hin.

»Nach Informationen von WDR, NDR und SZ«, von »Georg Mascolo, NDR/WDR, Sebastian Pittelkow, NDR und Katja Riedel, WDR«, und womöglich hat auch noch ein*e Onliner*in drübergekuckt.

»Finde den Fehler«

Screenshot aus Facebook-Newsfeed

Der Fehler des Bildes liegt darin, dass der Fliesentisch die nicht mehr gewusste Lüge, genannt Ideologie, ins Bild hebt: Es entscheidet nicht wesentlich die Bildung der Eltern, sondern ihr Vermögen. Abgesehen vom Tisch sieht es in Kindeshabitaten bildungserfolgreicher Haushalte kaum anders aus.

(Die Spinnweben im Hintergrund dieses »Unterschichten«-Wohnzimmers sind schäbig, wo nicht niederträchtig.)

Selig sind, die von den Armen nehmen, um den Reichen zu geben

Skandal bei der Katholischen Kirche: Der Vatikan kaufte von für Arme gespendetem Geld (»Peterspfennig«) Luxusimmobilien in London. Der Papst findet das »eine hässliche Sache«. Bei allem Amusement über die grunddumme Schockiertheit angesichts dieses korrupten Vorgangs in dieser ihren vorgeblichen Daseinszweck so fundamental misserfüllenden, letztlich sturheil kapitalistische Ziele verfolgenden »Seelenheils«einrichtung interessiert mich nur eines: Was wohl mein Lieblingshofberichterstatter der Katholiken, Matthias Drobinski von der Süddeutschen Zeitung, dazu sagt?

eScooter

Welches Level an Arschlappigkeit muss man eigentlich haben, um im Zusammenhang mit eScootern als Privatperson/Journo/Politiker*in/Geschäftler*in auch nur ~irgendwas~ von wegen Reduktion des Autoaufkommens in Städten ins Internet oder sonstige Medien hineinzumeinen
Ich möchte mir, wie irr daran geworden, die Haare vom Kopf krapfen

Die Erlanger und ihr Erwin Rommel

In Erlangen gibt es, wie in zwölf weiteren Ortschaften dieses Landes, nach wie vor eine Erwin-Rommel-Straße. Im dort ansässigen Studentenwohnheim entblödet man sich nicht, das sogenannte Rommelsommerfest zu feiern und brüstet sich auf der Website ferner:

»Das Erwin Rommel Wohnheim ist in Erlangen weithin bekannt für das Rommelsommerfest Anfang Juni, die ›Bronx‹ im Winter kurz nach dem ersten Schnee und für den Rommelfasching der Mitte Januar stattfindet. Diese Veranstal-tungen sind offen für alle Studenten der Uni Erlangen und machen jedes Jahr eine Menge Spaß!«

Hahaha, ein großer Spaß für alle und Spaßbremse, wer bei »Rommelfasching« etwa an Prinz Harry in der Naziuniform denkt (weil »Rommel war ja kein Nazi, weil er nie in der NSDAP war 😠 !«)

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Anlass dieses Posts: Mit einer Mehrheit aus CSU, Freien Wählern sowie AfD wurden in Fürstenfeldbruck zwei Petitionen zu Nazistraßennamen abgewiesen: »CSU und AfD tolerieren NS-Straßennamen« (Süddeutsche)

Der Gazetteur

»Als Backöfen: Deutsche Bahn vermietet Waggons an Bäckereien« – dergestalt wäre diese als »Witz« missverstandene bloße Postillonesque immerhin nicht so unangenehm ungelenk geschrieben.

Über das steindumme »Praktisch.« ist kein Wort mehr zu verlieren als »steindumm«. Wer nichts drüberzukommentieren hat, soll es halt bleiben lassen, und sich nicht vom Nasenring der bloßen Möglichkeit wie ein geknechtetes Rindviech umherziehen lassen. (Wobei: Der Dumme bin hier eigentlich ich; höre ich doch nicht auf die per Punkt unbewusst hingedübelte Empfehlung, doch an Ort und Stelle aufzuhören zu lesen.)

Davon abgesehen: Wie lange ist dieser bedauerliche 50-°C-Vorfall in einem ICE nun schon wieder her? Um niemandem eine Googelei aufzuzwingen: Es war im Juli 2010, d.h. vor n e u n Jahren. Dass es ansonsten sommers bei zwei bis drei (2–3!) % der ICE-Klimanlagen zu Störungen kommt, kann nur für Trottel ein zu versatirendes Ärgernis darstellen.

»Der Gazetteur« sollte es imho ganz bleiben lassen, auch die ankumpelnde Drunterkommentiererei auf Twitter. Und sich dann eine Weile lang schämen, dass er mit dem »Postillon« die schaumstoffharte bzw. Gummischwert-Kopie der US-amerikanischen Satireseite »The Onion« kopiert. – »Der Gazetteur«, der Adabei des Onlinehumors.

PS: Das Komma im Slogan des Gazetteurs, es ist wahrscheinlich auch Satire: »Der Gazetteur. Bringt Tatsachen, statt Nachrichten.«

 

» u m s t r i t t e n «

Ob das journalistische Universal-Überschriftenwort »umstritten«, mit dem jede Gemeinheit und Verderbtheit und noch alle Unmenschlichkeit in den Schein der immerhin Diskussionswürdigkeit gerückt wird, ob dieses Unwort der zeitgenössische, schlichte Indicator der seit je wesenden Vernageltheit und Verrammeltheit und, ja, Imarschheit des Journalismus ist, diese Frage lässt sich ohne SPDiges Herumlavieren und brummdummes »Debattieren« beantworten mit: ja.

Neuerlicher Tiefpunkt der Umstrittenheiterei: Es gab laut dem »Historischen Bild des Tages« bei t-online – fasten your seatbelts –: »Hitlers umstrittenstes Flugzeug«.

Dass auch Hitler im eigenen Reich »umstritten« war, keine Frage; siehe Elser, Stauffenberg etc. Dass heutzutage sturheil wieder auf diese »Umstrittenheit« und mittlerweile mithin »Diskussionswürdigkeit« hingearbeitet wird – nun, es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann Hitler irgendwo qua Überschrift als »umstritten« bezeichnet wird. Sein tut er es schon.

(In der »Stadt der Reichsparteitage«, Nürnberg, wird dieser, pardon my french: Infodreck namens »Historisches Bild des Tages« schamlos auf den Infoscreens in den U-Bahnhöfen ausgestrahlt.)