
Verborgener Frühling, schöner
Kein Rost und hat eine längere Lebensdauer
außergewöhnliche Stärke

Verborgener Frühling, schöner
Kein Rost und hat eine längere Lebensdauer
außergewöhnliche Stärke
Beim Betrachten der heimischen Rotkehlchen-Tasse – die sich nicht in diesem Haushalt befindet, weil das possierliche Tierchen (?) zum Vogel des Jahres 2021 gewählt wurde – fällt mir auf, dass ich diesem Siegertier schon mal ein Gedicht gewidmet habe. Der Einfachheit halber sei es hier zitiert:
»Rotkehlchen
Trinken aus
Sektkelchen
Essen gern
Enkelchen
Werden ge-
Tötelchen
Mit einem
Beielchen.«
Dass ein Allerweltsgetier wie das Rotkehlchen Vogel des Jahres werden kann, liegt zuvörderst daran, dass der Titel dieses Jahr nicht einfach vom NABU vergeben wurde, sondern zum 50. Aktions-Jubiläum per Bevölkerungswahl. Und der Bevölkerung fällt freilich kein gesichtsloserer Piepmatz als das Rotkehlchen ein. Bzw. doch, belegen die weiteren Topplätze unter den 307 Arten nämlich: 2. Rauchschwalbe, 3. Kiebitz, 4. Feldlerche, 5. Stadttaube, 6. Haussperling, 7. Goldregenpfeifer, 8. Blaumeise, 9. Eisvogel, 10. Amsel. Gähn! (Not-so-fun-fact: 1992 wurde das Rotkehlchen schon mal Vogel des Jahres, damals vom NABU gekürt. Gähn!)
Mein Favorit aus der Liste der bisherigen Vögel des Jahres ist übrigens der Pirol (1990). Er heißt und ist von allen Ausgezeichneten imho am schönsten und dieses Mal nur 35. geworden.
Meine persönliche Hitliste 2021 (in Klammern die tatsächliche Platzierung):
Hat sich schon irgendein Schlauberger darüber mokiert, dass der Ausdruck »steigende Fallzahlen« bei Lichte besehen ein Oxymoron ist.
Und übrigens: Barbar, wer bei »steigende Fallzahlen« nicht an Schillers poetologisches Distichon »Das Distichon« denken muss: »Im Hexameter steigt des Springquells flüssige Säule, / im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab.« (Musen-Almanach für das Jahr 1797)
Haiku Herrlich war
Ein sehr guter Fußballer
5-7-5, Tor!
Drei Grad unter null
Brücken sind unbenutzbar
Weil alle verreist
11.11.2019: Eine tückische Tellermine von einem Akrostichon zum 90. Geburtstag:
Halt’s
Maul,
Enzensberger
Please note: https://twitter.com/RBraunmueller/status/1193838247891406854?s=19
»Wie kann einer Bierbaum heißen und Dichter sein wollen!« Stefan George um die vorletzte Jahrhundertwende über den Münchner Schriftsteller Otto Julius Bierbaum. Looking at you, R o l f D i e t e r B r i n k m a n n !
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(Bierbaum hatte eine abfällige Persiflage auf George verfasst, was diesem, in seiner weihrauchumflorten Dignität angerührt, Groll verursachte.)