Zahl des Tages

870*

* Der persönliche Tagesrekord an verkauften Waffeln des diensthabenden Waffelstandkassiers im Zoo Hannover. Am heutigen Karfreitag war bei schönstem Sonnenschein sehr viel los, also frugen die beiden Herren in der Schlange vor mir die Waffelzubereiterin, wie viele sie wohl an so einem Tage produziere. Ihre Schätzung war 500. Meine war ehrlich gesagt vierstellig gewesen. Gut, dass ich in den Small Talk nicht eingestiegen war. Und ob in diesen gottlosen Zeiten noch überhaupt irgendwer zur neunten Stunde (= 15 Uhr) zur Karfreitagsliturgie ging? Also ich nicht.

Scheißgeschichte

Empfindliche Gemüter mögen jetzt mal Weglesen. Heute musste ich, es ließ sich nicht anders einrichten, auf Arbeit ein großes Geschäft verrichten. Obwohl momentan so gut wie nichts los ist im Haus, kamen währenddessen zwei (!) Leute in die Toilette. Was bei dem Klöchen mit einem Pissoir und einer Kabine nebst offenem Waschbecken-›Vorraum‹ durchaus nicht nicht unangenehm ist. Jedenfalls kam die erste Person rein und wusch sich erst mal die Hände. Noch während sie sich wohl zum Urinal bewegte, rumpelte schon jemand zweites herein und wusch sich ebenfalls sogleich die Hände. Als die erste Person ihr kleines Geschäft am Pinkelbecken erledigt hatte – Dicke-Luft-Linie vielleicht 40 cm von mir entfernt – schloss sie wohl den Hosenstall und … verließ sogleich die Örtlichkeit. Der Schweinshammel hatte sich zwar vor dem Pieseln die Hände gewaschen, aber nicht danach. Boy, now that’s the meaning of egocentricity!

Gut, dass ich nicht gesehen habe, wer das war.

Schlecht, dass ich nicht gesehen habe, wer das war.

Der lustige Traum

Heute Nacht habe ich mal wieder eine Art Witz geträumt: Von einer Black-Metal-Band, deren naturgemäß unverständlich gekreischte Texte nicht zunftgemäß aus satanischen Botschaften bestanden, sondern aus – den E-Mail-Adressen der Bandmitglieder. Unbewusst finde ich offenbar, E-Mail-Adressen werden per se unverständlich vorgetragen? Im Traum fand ich den Kreischeinfall sehr lustig. Jedenfalls wälzte mein Unbewusstes den Witz noch aus. Nach dem Auftritt der Band fand eine Interviewrunde mit einigen Journalist*innen statt. Seltsamerweise in einer Art Kinder- und Jugendbücherei mit einem Stuhlkreis aus diesen unkaputtbaren, großzügig kantenabgerundeten, glänzend lasierten, relativ schweren Vollholzstühlen. Auf jede einzelne Frage antwortete das je gefragte, freilich im vollen Leder-und-Nieten-und-Nägel-Ornat und mit Corpsepaint bemalt dasitzende und sich genregemäß böse und misanthropisch gebende Bandmitglied, hahaha!: »Schreim Sie mir mal ne E-Mail! … 😂« Am Ende des Gesprächs, der Witz war nun schon etwas durch und dann doch etwas in den Hintergrund geraten, antwortete der letzte Gefragte: »Schreim Sie mir mal ne E-Mail!«, und schob auf das Losprusten der anderen hin nach: »Sorry, den musste ich jetzt bringen.«

Nach dem Aufwachen freute ich mich, im Traum so viel Spaß gehabt zu haben. Und jetzt bei der Niederschrift fiel mir auf, von welchem Lebensrest die Antwort stammt: Kommen Studierende nach Seminarsitzungen zu mir und haben noch was zu fragen bzw. ein Anliegen, um das ich mich kümmern muss, antworte ich in gewiss 90 % der Fälle: »Schreim Sie mir bitte noch mal ne E-Mail!«

Bitte helft mir

Zu Studienzeiten las ich mal im Untertitel eines literaturwissenschaftlichen Vortrags: »… einer unabgegoltenen Kategorie«. Ich glaube, es war »Überlegungen zu …«. Die in Rede stehende Kategorie wüsste ich aber beim besten Willen nicht zu sagen. Und seitdem, seit bestimmt fünf Jahren, frage ich mich, was das sein soll, eine unabgegoltene Kategorie. Auch unter einer abgegoltenen kann ich mir nix vorstellen. Wie gilt eins sie ab, so eine Kategorie? Oder ist das am Ende eine gesamthumanitäre, wo nicht gar transhumanistische Angelegenheit?

Am Ende wird nicht viel mehr dahinterstecken, mal wieder, als eine Aufmänndelei/Aufplusterei resp. Autoapohemitheose. Da dachte sich jemand, da nehme ich mal statt einer der immergleichen Variationen von Titeln epochemachender Texte wie Die Geburt des … aus dem Geiste des … oder Das … im Zeitalter seiner … Reproduzierbarkeit oder Vom Nutzen und Nachteil der … für das Leben etwas, was nicht so oft benutzt wurde in letzter Zeit.

Gewiss, in Hans Fegers Buch Poetische Vernunft: Moral und Ästhetik im Deutschen Idealismus (Stuttgart 2007) ist folgende Fußnote zu finden:

S. 387

Aber macht uns die schlauer, selbst wenn der Ausdruck bei und/oder für Schelling an und/oder für sich Sinn ergibt? Nein!!


PS: Das hier ausgesprochene Verbot etwaiger Vortragstitel wie oben bleibt bestehen.

Beobachtung

Fahre ich in meine Herkunftsgegend in Niederbayern, bin ich gezwungen, es per Pkw zu tun. Die Verwandten wohnen in verschiedenen Dörfern und völlig abseits der einzigen Regionalbahnstrecke. ÖPNV-Katastrophe ländlicher Raum, wie üblich im Land der Heiligen Automobilindustrie Deutscher Nation.

Die Hiesigen habe ich in Erinnerung als eher zügige Autofahrer*innen bzw. als gewohnheitsmäßig mit überhöhter Geschwindigkeit fahrende Bauernfünfer. Mit 65–70 km/h durch Ortschaften, mit 110 km/h durch 70er-Zonen und mit Zehntausend über die Autobahn. Aber immer, wenn ich hier rumfahre: Die SCHLEICHEN alle über die Straßen, das kann sich niemand vorstellen! Mit 42 km/h durch die 50er-Zone innerorts und mit 78 km/h über die 100er-Landstraße. Man verstehe mich nicht falsch: Wenn’s nach mir ginge, gälte innerorts überall 30 km/h, auf Landstraßen 80 und auf Autobahnen 120 (um die FDP noch mehr zur Weißglut zu treiben, nicht 130, hehe). Aber diese permanente overachievende Geschwindigkeitsunterschreitung, die macht mich kirre.

Der Anruf

Geht ihr bei (völlig) unbekannten Telefonnumern ans Handy? Und würdet ihr bei einem unerwarteten Anruf aus Kalifornien ans Telefon gehen? Bei letzterem kann ich sagen: Also ich nicht! Was man da nicht schon alles gehört hat. Dieses Jahr z. B. wurden nicht wenige Bekannte vom angeblichen FBI angerufen und damit konfrontiert, dass gegen sie Ermittlungen am Laufen seien und was weiß ich welche Daten benötigt werden würden. So was merke ich mir und gehe dann bei dubios anmutenden Anrufen einfach nicht ran.

Was war also passiert? Sitzen wir zuhause am Esstisch, läutet mein Handy und die Google-Anrufapp zeigt unterhalb der irrwitzigen, fast außerirdisch wirkenden Telefonnummer an: »California«. »Haha, nicht mit mir!«, denn eine FBI-›Geschädigte‹ saß direkt neben mir. Und dann: Hinterlässt mir die Anrufperson doch eine Nachricht auf der Mobilbox! Belustigt rufe ich sie auf, freilich auf Lautsprecher, damit wir alle was davon haben. Stellt sich raus: Es war gar kein Fake-/Scam-/Spamanruf! Sondern, hold on to your seats: Der Kundenservice unseres Staubsaugerroboters. Den hatte ich nämlich wegen einer Störung kontaktiert. Woraufhin er mich gebeten hatte, ihm meine Handynummer zu geben, um mir helfen zu können. Das war aber gestern gewesen, das habe ich heute freilich schon wieder vergessen. Und kann ich ja auch nicht wissen, dass deren für Deutschland zuständiger Kundenservice in California sitzt (dass der Roboterhersteller nicht, wie anhand des Namens vermutet, aus Asien stammt, sondern aus Kalifornien, habe ich erst auf diesem Wege herausgefunden). Jedenfalls sagte mir der freundliche Herr in der Mobilboxnachricht in nicht muttersprachlichem Deutsch, er wollte mich wegen der Saugersache kontaktieren und schickte mir jetzt einfach eine E-Mail. Die ich dann auch umgehend im Postfach fand. Woraufhin sich alles in Windeseile geklärt hat und jetzt funktioniert alles wieder.

Würdet ihr bei einer Kundenserviceanfrage per E-Mail einfach eure Telefonnummer in die Welt hinausschicken? Also ich anscheinend schon.

ChatGPT stürzt ab

Am 30. November 2022 wurde der AI-Chatbot ChatGPT veröffentlicht. Hier ein kleiner Schabernack. Ich fragte ihn:

ChatGPT ließ sich nicht aus der Reserve locken und parierte diese Frage beinahe mit Bravour:

Der letzte Halbsatz beunruhigte mich. Denn wenn Skynet nicht existiert, warum sieht ChatGPT sich genötigt, hinterherzuschieben, dass es nie Bewusstsein erlangen wird? Daher hakte ich nach:

… worauf ich ca. zwei Minuten keine Antwort erhielt. Was etwas merkwürdig ist, weil ChatGPT normalerweise sehr rasch nach einem Dialogbeitrag die Antwort im Chatstil losrumpeln lässt.

Nicht jedoch auf diese Frage hin. Hier reagierte der Bot dann doch erstaunlich:

Vermutlich stehe ich jetzt auf der Liste als »Potentially threatening individual«. Und ich Wahnsinniger habe meinen Account unter meiner Klarnamen-E-Mailadresse vorgenommen!

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Fun Fact: Den Film Terminator 2: Judgment Day, in dem erzählt wird, wie Skynet am 2. August 1997 Bewusstsein erlangt, sah ich mit Freunden – es waren in Bayern gerade die Großen Ferien losgegangen und wir zwischen der 5. und 6. Klasse – am Abend des 1. Augusts 1997. Was gab das für ein großes Hallo und für eine Witzelei, ob am nächsten Tag die Maschinen ›übernähmen‹!

Backerbsen

Kennt ihr Backerbsen? Also ich schon. (Falls jemand nicht: s’il vous plait.) Jedenfalls wollte ich diese leckere Suppeneinlage kürzlich haben, wurde aber von den Märkten enttäuscht. Discounter N. und Discounter P. hatten sie nicht im Sortiment. Supermarkt R. ebenfalls nicht, doch dort wurde wurde ich zu allem Überfluss auf meine Nachfrage bei einer Regalkraft hin angeschaut wie ein Auto und sah mich in der misslichen Lage, urplötzlich erklären zu müssen, was Backerbsen überhaupt sind. Bei Discounter L. wüsste ich blind, wo sie stehen (beim Suppenkram auf den Tiefkühltruhen), aber da kam ich nicht hin.

Naja, dass die Märkte nicht mehr so stabil regeln wie gewohnt, daran müssen wir uns in diesen Zeiten wohl gewöhnen.

Burn, mother[radio edit], burn

In unserer Küche ist nun eine neue Gastherme eingebaut. Die alte hatte ein kleines Leck, das wir seit zwei Monaten zunächst mit einer beschichteten Kastenbackform, dann mit einer Emailleschüssel als Tropfenauffangbehälter ›behoben‹. Die Backform mussten wir durch die Schüssel ersetzen, weil sie angefangen hatte zu rosten. Ich wusste nicht, dass das passiert, denn ich hatte sie wegen der Beschichtung für korrosionsbeständig gehalten.

Die alte Therme stammt wohl von um die Jahrtausendwende und wurde vom Handwerker beim Versuch, die Leckage zu reparieren, so beschädigt, dass sie ausgetauscht werden musste. Das bekannte Problem: Eine Schraube ist abgerissen, weswegen nicht nur ein kleines Teil auszutauschen war, sondern die nächstgrößere Baueinheit, und die gibt’s nicht mehr als Ersatzteil.

Merkwürdig bei der neuen Therme: Die Brennerflamme im Inneren brennt immer. Also nicht auf Heizbetrieb, sondern so ganz, ganz klein, sodass der Brenner beim Einschalten wegen Warmwasserentnahme nicht erst zünden muss, sondern gleich loslegen kann. Bei der Montageabnahme frage ich den Monteur, ob das so richtig sei, denn die alte Therme hat bei jedem Heizvorgang neu gezündet. Er sagt, es sei völlig normal, dass das so sei, und das sei auch bei der alten so gewesen. Aber ich schwöre, dass das bei der alten nicht so war. Die hat bei jedem Start neu gezündet, und vor einigen Wochen habe ich die enthaltenen Riesenbatterien (weißwurstdicke LR20!) tauschen müssen, weil das Gerät eben nicht mehr gezündet hat.

Entsprechende Befremdung stellt sich angesichts der Dauerflamme ein. Diese ist zwar im Wortsinne eine Sparflamme, die den Gaszähler nur etwa in Graswachsgeschwindigkeit rotieren lässt. Dennoch nervt das Gasentweichgeräusch, in meinem Kopf oszillieren in der Kuche nun die Eindrücke des nicht ausgeschalteten Gasherds und einer nächtlichen Grillengezirpwiese. Was, wenn wir den Gasherd tatsächlich mal vergessen? Und was, wenn Grillen sich bei uns einnisten?!

Trotz der Auskunft des Monteurs und noch vor dem Blick in die Bedienungsanleitung google ich, ob da wirklich alles mit rechten Dingen zugeht. Und lasse mich von, haha, ein paar Antworten auf eine entsprechende gutefrage.net-Frage beruhigen.

Auch wenn wir uns gerade nicht in einer Gaspreisexplosionssituation befänden, würde ich mich fragen, ob das der Ingenieur*innen Ernst ist. Hätte ich da was zu sagen, hätte ich, wenn sie denn die Schwachstelle gewesen ist, die Zündtechnik verbessert und wäre dem Prinzip »Jedes Mal neu zünden« treu geblieben. Dass so ein Heimgasheizgerät tatsächlich die ganze Zeit über ›an‹ gelassen wird, verstehe ich nicht. – Oder es wurde nach gut kapitalistischer Manier versucht, etwas zu verbessern, das nicht zu verbessern ist, und in der Runde der Verantwortlichen sprang jemand nach monatelangen erfolglosen ›Verbesser‹-Bemühungen auf und rief mit in den Himmel hochgerissenen Armen: »Guys! What if we … dump all the ignitioning and let it burn ALL THE TIME!?«