Höhere Steuern für Reiche – »Jetzt darf die SPD nicht einknicken«!

Weil’s so schön ist, gleich noch mal: »Jetzt darf die SPD nicht einknicken«!

Seit zwölf Tagen lache ich täglich über diesen Satz aus der Feder eines notabene linken Wirtschaftsmagazins über die Einknickpartei seit dem 19. Jahrhundert. Gelten lassen hätte ich ihn nur in Gernhardt/Waechter/Bernsteins (Lokal-) Journalismuspersiflage »Welt im Spiegel« (1964–1976) .

Ah, einmal geht noch: »Jetzt darf die SPD nicht einknicken«!

R.I.P. Brent Hinds

Brent Hinds ist tot. Gestorben beim Harley-Fahren, weil ihm ein SUV-Fahrer offenbar die Vorfahrt genommen hat. Hinds war 2000 Gründungsmitglied der Metalband Mastodon. Auf sie machte mich irgendwann zwischen 2011 und 2013 ein Freund aufmerksam, und sie wurde zu einer meiner Lieblingsbands.

Einmal sahen wir sie im Münchner Backstage anlässlich ihrer Tour zur CD »Once More’ Round the Sun«. Ein toller Auftritt, den sie wie von mir erwartet mit dem Album-Opener »Tread Lightly« eröffneten; das war praktisch, als wäre ein 40-Tonner mit voller Wucht von hinten durchs Backdrop auf die Bühne und ins Publikum gefahren gekommen.
Einmal ist mir während des Auftritts mein Handy runtergefallen, noch dazu fast ganz vorne an der Absperrung. Glücklicherweise war es in eine Schutzhülle mit erhöhtem Rand um den Bildschirm gepackt, sodass es, Display nach unten zu liegen gekommen, so gut wie keinen Schaden nahm; ich stemmte mich die Moshaufbrandung lang gegen Menschen vor mir, damit niemand draufstieg, und hob es wieder auf, wieder rein in die Gürteltasche und alles paletti.
Sie spielten sogar das wahnwitzige »Bladecatcher« von ihrer Langrille »Blood Mountain«. Was ich noch nicht kannte: Sie beendeten den Auftritt ohne Zugabe. Und so fühlte sich die 18stückige Darbietung auch ›rund‹ an. Aber sie haben »The Last Baron« nicht gespielt.

Und einmal sahen wir sie 2017 in Prag, einige Monate nach VÖ von »Emperor of Sand«. Hingefahren sind wir, das ist heutzutage kaum mehr vorstellbar, mit einem Flix- oder irgend einem anderen Billig-Bus. Am Tag nach dem Auftritt wollte ich unbedingt ins Kafka-Haus. Und obwohl ich den anderen fünfen sagte, niemand müsse mitkommen, kamen alle mit, und fanden es dann saulangweilig und soffen Kaffee im Café, bis ich endlich durch war durch das entzückende Museum.
Doch zurück: Bei diesem Auftritt war sogar der Neurosis-Typ Scott Kelly bei den letzten sechs Songs mit auf der Bühne, um seine Parts ins Mikrofon zu plärren. Ein bisschen blöd an der Venue, der Lucerna Music Bar, war, dass im Zuschauerraum riesige Betonsäulen herumstehen und der ganze Konzertbereich seltsam ungewöhnlich geschnitten ist.
Wiederum: Sie beendeten den Auftritt ohne Zugabe. Und so fühlte sich die abermals 18stückige Darbietung auch wieder ›rund‹ an. Aber sie haben »The Last Baron« nicht gespielt.

»The Last Baron« ist bis heute mein liebstes Lied der Band. Im Studium hatte ich die Angewohnheit, es zur Minderung der Aufgeregtheit unmittelbar vor jeder Prüfung zu hören. Geschrieben hat es Brent Hinds; wie es heißt, zur Verarbeitung eines unangenehmen Vorfalls: Zwischen ihm und dem System-of-a-Down-Bassisten Shavo Odadjian hatte sich in irgendeinem Backstagebereich eine Schlägerei ereignet. Daraus war Hinds mit schweren Kopfverletzungen hervorgegangen, wegen derer er längere Zeit im Krankenhaus hatte verbringen müssen. Das soll jetzt nicht falsch verstanden werden: Für den Song hat sich die Malaise gelohnt!

Wäre ich, als ich davon erfuhr, nicht schon um die 30 gewesen, sondern noch Teenager, hätte ich nicht gewusst, wie mit dieser Geschichte umgehen: Musiker zweier Bands, die ich mag, müssen sich doch mögen, die können doch nicht schlägern bis zur Krankenhausreife! Mit um die 30 hingegen wusste ich: Gar nix müssen Leute, wessen andere Leute, die jene idealisieren und ikonisieren, bedürfen. Die werden schon wissen, warum sie einander die Rüben eindreschen. (Andersherum verfuhr ich als Teenager ebenfalls: Was von mir gemochte Bands/Bandmitglieder mochten, mochte ich meist auch. Weil die Band Mudvayne um die Jahrtausendwende irgendwo als »Partnerband« von Slipknot bezeichnet wurde, hörte und verehrte ich fortan halt auch Mudvayne. Usw. usf.)

Brent Hinds gehörte Mastodon bis zur überraschenden ›einvernehmlichen‹ Trennung im März 2025 an: »Im März 2025 gab die Gruppe die einvernehmliche Trennung von Brent Hinds bekannt.« (Wikipedia) Das Band-Statement zur Absonderung las sich, bei allem PR-Sprech, ganz schön gallig: »Wir sind zutiefst stolz und dankbar für die Musik und die Geschichte, die wir gemeinsam erlebt haben, und wir wünschen ihm nichts als Erfolg und Glück bei seinen zukünftigen Unternehmungen.« (Visions) Hinds »bezeichnete daraufhin Mastodon als ›beschissene Band mit furchtbaren Menschen‹.« (Wikipedia) Als Teenager hätte ich nicht verstehen können, wie sich Mitglieder von mir gemochter Bands nicht mehr mögen können. Mit Ende 30 hingegen weiß ich: Freilich kann es sein, dass sich Mitglieder von mir gemochter Bands nicht mehr mögen und einander (?) aus der Band schmeißen.

Brent Hinds wurde 51 Jahre alt. Requiescat in pace.

Viel zu groß, viel zu klein

Mit zwei völlig verkehrten Dingen bin ich aufgewachsen. Das eine viel zu groß, das andere viel zu klein.

(1) Dass eins zum Abtrocknen nach der Dusche ein großes Handtuch brauche, stimmt ja nun überhaupt nicht. Ein kleines bzw. ein Hand-Handtuch reicht vollkommen. Außerdem ist es praktischer zum Aufhängen und Trocknenlassen.

(2) Standarddecken von 135 x 200 cm sind für Ü-180-cm-Menschen wie mich viel zu klein. »Was?! Da stehen ja wohl 20 cm über, das wird doch wohl reichen!«, mag jemand daherrampentern. Stimmt aber nicht. Was habe ich mich bis Mitte 20 geschunden, gemütlich zu schlafen. Das Dilemma: Entweder habe ich die Füße bedeckt, dann waren die Schultern frei. Oder ich habe die Schultern bedeckt, dann waren die Füße frei. Abhilfe bot nur die Fötushaltung, aber das ist doch ein Witz; außerdem ist sie Studien zufolge ungesund. Die Entdeckung ›übergroßer‹ Decken von 155 x 220 cm war für mich eine wirkliche Entdeckung! Endlich würdig schlafen, alles komplett bedeckt ohne Krümmen und Biegen und/oder Unbedecktzonen.

Very Important Patient

Des Lobes voll über meine Zahnarztpraxis war ich schon öfter (bzw. zweimal: »Ich bin ein Zahnarzt / und ich bin cool drauf« und Updates: Zahnarzt). Dort ist der Kunde die*der Patient*in noch König*in. Wartezeiten vor Terminen gibt es praktisch nicht. Die terminierten Zeitfenster (!) stimmen aufs akkuratestmögliche.

Irisierend berückt mich nun diese Terminerinnerungs-SMS: Gehöre ich doch nicht zum Zahnfleischblutervolke derer, die in den nicht klimatisierten Räumen der Praxis nicht nur vor Angst schwitzend darben müssen. Dabei habe ich den Premiumservice Klimatisierung gar nicht eingefordert. Ansprechen tu ich dort jedenfalls niemanden darauf. Nicht dass ich den Premiumpatientenstatus noch verliere.

Blue Velvet. Überflüssige Blicke

Am 7. Oktober 2019 veröffentlichte ich hier eine Inhaltsangabe des Films »Blue Velvet – Verbotene Blicke«. Ohne den Film zuvor gesehen zu haben, expliziert nur auf Grundlage des Filmtitels.

Am 6. August 2025 schritt ich zur Tat und überprüfte, ob die Realität meinem Text standhielt. Und was soll ich sagen: Ich hätte den Film gar nicht zu schauen brauchen.

Jedes Wort meiner Inhaltsangabe stimmt. Weder passiert mehr, noch weniger. Ab jetzt schau ich nix mehr, ich les’ mir nur noch die Titel durch!

Wolfgang M. Schmitt kann dann einpacken. Wo er behauptet, statt nur zu schauen, sehe er, da lese ich nur noch (Filmtitel).

Ein weiterer Powername

Hey, Freund*innen! Bestimmt erinnert ihr euch an meinen Artikel über Al Bano & Romina Power, oder? Der, in dem eine Österreicherin mit dem Supernamen Anna Power Werner erwähnt wird. Und der die verschenkten Möglichkeiten von Namen wie Max Power oder Werner Power Werner beklagt.

Jedenfalls musste ich kürzlich an den österreichischen Immobilierer René Benko denken. Ehelichte er jemanden aus der Familie Power, könnte er als René Power-Benko reüssieren. Keine Ahnung, warum Leute solche Gelegenheiten immer liegen lassen.


Offenlegung: Natürlich hatte ich meine Powerbank in der Hand, als ich an René Benko denken musste. So einfach bin ich gestrickt!