06.01.2025 • Wofür ich erst in die Großstadt ziehen, heiraten und eine Frau zur Familienmutter gemacht haben musste: Sowohl wild anmutende Weihnachtsbaumablagestellen in Wohnviertelparks/unter großen Trottoirbäumen kennenzulernen als auch das Gefühl, einen abgeschmückten Weihnachtsbaum an der Spitze gepackt durch die Gegend zu so einem zu schleifen. Denn ungefähr so wie Letzteres muss es sich anfühlen, einen mit beispielsweise einem Tierkadaver oder gar einer Leiche gefüllten Sack durch die Gegend zu ziehen. Etwas, das ich nur aus den Medien kenne. Die Erfahrung mit dem Weihnachtsbaum reicht mir auch vollkommen.
Eine Erfahrung, die sich im Laufe meiner Lebensjahre stark geändert hat: Der Wechsel zwischen aufgebautem und entferntem Weihnachtsbaum. Meine Eltern bauten den katholischerweise sogenannten Christbaum stets am 23. Dezember auf (als ich Jüngster nicht mehr ans Christkind glaubte, schmückten wir Kinder an dem Abend auch mit), und am 6. Januar, dem Dreikönigstag, bauten sie ihn wieder ab (dabei halfen wir Kinder freilich niemals). Das markierte das Ende der auf die Weihnachtszeit folgenden Zeit ›zwischen den Jahren‹ (auf die verlinkte Goldt-Hommage bin ich bis heute stolz).
War der Christbaum weg, konnten wir zwar die Terrassentüre wieder mehr als nur einen größeren Spalt öffnen, nämlich ganz, aber mit dem Christbaum war auch der Zauber weg. Der Zauber der Zeitenthobenheit, der die Weihnachtsferien umgab. Die im Wohnzimmer entstandene räumliche Leere bildete sich in mir als Gefühl der inneren Leere ab.
Heute habe ich das gar nicht mehr. Erst ist der Baum ab kurz vor Heiligabend da. Was schön ist. Doch auch etwas unkommod, weil mit vollem Wäscheständer und spielsachenübersätem Boden wenig Bewegungsfreiheit und viel Stapfnotwendigkeit herrscht. Und dann ist er ab ca. dem 6. Januar nicht mehr da. Und dann ist endlich wieder Platz. Und dann Ganz ohne Gemütsbewegung.