Megatrend Megatrend

Die Stadt, in der ich arbeite, wurde vor über 20 Jahren von einer Männerzeitschrift zur männerfreundlichsten Stadt Deutschlands gewählt Männer Männermännermänn. Und ich arbeite nicht in hERmAnNstadt. (Offenlegung: Hermannstadt liegt in Rumänien und heißt auf Rumänisch Sibiu. Sibiu ist nicht etwa Rumänisch für »Hermannstadt«, sondern geht zurück auf Säbin, was ›sich freuen‹ bedeutet und zugleich der Name des bulgarischen Herrschers der Jahre 765–767 war.)

Der – natürlich – »Kampf um den begehrten Titel« wurde sogar in fünf Disziplinen ausgetragen: Fitness, Lebensart, Gesundheit, Beruf und Partnerschaft mit, mann wollte offensichtlich keine Dummheit auslassen: insgesamt 36 Einzelkriterien. Die Stadt schämt sich dieser Prämierung nicht, sie rühmt sich sogar damit. Nun ja, wem beispielsweise die Lebensweise in diesem Land allerorten nicht männlich genug ist, der ziehe in diese Stadt.

Sich selbst als männerfreundlichste Stadt rühmt man sich beispielsweise in einer nach allen Regeln der künstlerischen Fehlgriffe gestalteten PowerPoint-Präsentation zum demografischen Wandel, verantwortet teilweise von, und da zog es mir vor Lachen die Schuhe aus, »Zukunftsforscher« Matthias Horxxx Horx. Hahaha: Eine der Folien zeigt eine alte Frau auf einem BMX, die, mit dem Hinterrad auf der Brüstung einer Aussichtsplattform in den Bergen stehend, gerade zum Sprung in die Tiefe ansetzt bzw., der Schal flattert, doch auf den Abgrund zu rast. In riesigen Lettern plärrt die Folie »Megatrend Downaging«.

Übertroffen wird diese Folie nur von der ersten inhaltlichen: Sie zeigt eine Frau mit yogamäßig zum V nach oben gestreckten Armen von hinten beim Blick in die Berge. Titel, ich lüge nicht: »Megatrend Frauen«. Ein feines Gespür brauchst du schon, wenn du als Zukunftsforscher reüssieren willst.

Nun sollte dieser Beitrag eigentlich die Autofreundlichkeit wie Radfahrer- und Fußgängerfeindlichkeit dieser Stadt, die sich u. a. in ganz grauslichem ÖPNV und albern langen Pedestrialampel¹-Rotphasen niederschlagen, zum Gegenstand haben. Doch dann hat mich der Aufhänger »männerfreundlichste Stadt« zu sehr in Beschlag genommen. Darum über jenes ein andermal. Evtl. dann auch was zur »Zukunftsforscher«-Familie Horx, schon weil die Familienmutter mit Oona Horx-Strathern einen Namen trägt, der eine*n vermuten lässt, sie sei aus dem Jahre 2438 durch die Zeit zurückgereist und mache es ihrem Zukunftsforschermann und den beiden Zukunftsforschersöhnen arg leicht, Megatrends der Zukunft zu präsentieren.

¹ Manchmal könnte ich mich selber watschen für so einen Schmarrn.

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