Königliche Kristalltherme

Ich will es mal so sagen: In einem Land, das Nachfolge-Staat des Regimes ist, das den in der Menschheitsgeschichte singulären Rückfall von der vermeintlich vollkommen vollzogenen Kultiviertheit in die blanke Barbarei begangen hat und dessen eine seiner zahlreichen Fabriken für industriellen Massenmord das Synonym für den Holocaust ist – also ich würde angesichts all dessen den Torbogen vor meinem »Wellness-Center« nicht mit einem solchen den Bogen mitlaufenden Schriftzug verzieren.

Kurz notiert (125)

Die Bildung neuer Neuronen rechnet mein Gehirn noch bis Ende August über das Neu-Neuro-Ticket ab

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Gefroren heißt es Festflüssiggas

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Männer verwickeln Leute, die auf der Agora eif nur ihr eigenes Business minden, in dialektische Dialoge statt in Therapie zu gehen

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»Schatz, bringst du bitte das Buch raus?«

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Revolution auf der Schiene: 🔊 1. Klasse heute in den Abschnitten F wie Fallbeil und G wie Guillotine

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Leitungswasser? Kommt mir nicht ins Haus, das ist Sozialismus pur !!

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Sechsundneunzig Fakten

Möchte eins beim Hannoverschen Sportverein von 1896 e. V., allgemein bekannt als Hannover 96, eine passive lebenslange Mitgliedschaft erlangen, hat es einmalig einen Beitrag von 1.896,00 € zu entrichten. Der Grundbeitrag für eine passive Mitgliedschaft Erwachsener liegt bei 96,00 €. Wie albern.

Alle anderen Beiträge scheinen eher kostendeckender willkürlicher Natur zu sein. So ein Profifußballverein braucht ja enorme Summen, die könnten die paar – im Falle 96s: 21.000 – Hanseln im Leben nie aufbringen.

Überhaupt nicht zu kapieren ist allerdings, warum die aktive Mitgliedschaft für Erwachsene monatlich 14,00 € kostet und nicht 18,96 €. Gute Lust hätte ich, beizutreten und das Thema bei jeder Mitgliederversammlung auf die Agenda zu setzen wie so ein Krawallmitglied, bis es endlich angenommen ist und ich mich, mich auf ein neues Thema einschießend, neu bornieren müsste.

Nachgerade putzig nimmt sich in dieser zahlenmagischen Albernheit eine dazugehörige, beinahe versöhnlich stimmende Petitesse aus, die erst bei genauem Hinschauen und nach obendrein Ausrechnen ersichtlich wird: Für die aktive Mitgliedschaft von Kindern möchte der Verein pro Monat 8,00 € haben. Und das sind p. a.? Exactamente: 96,00 €.

Ob die Finanzabteilung dieses Fußballclubs sich manchmal grämt, dass der Verein nicht erst 1899 gegründet wurde?

(Die Überschrift ist natürlich gelogen und müsste lauten: »Sechsundneunzig-Fakten«.)

(Und geht es noch jemandem so, dass bspw. die Aussprache [ˈzɛksunnoɪnzɪç] statt [ˈzɛksuntnoɪnzɪç] so normal erscheint, dass wiederum die korrekte grafische Repräsentation mit d, sechsundneunzig, unwahrscheinlich, ja recht eigentlich inkorrekt erscheint?)

»Ich bin ein Zahnarzt / und ich bin cool drauf«

Die sehr gute Zahnarztpraxis, deren Patient ich bin, hat den besten Service aller Zeiten. Die Mitarbeiter*innen an der Rezeption sind außergewöhnlich freundlich, hilfsbereit und entgegenkommend. Wartezeiten gibt es fast nie: Eins kann eine Minute vor dem vereinbarten Termin im Wartezimmer sitzen und wird dann maximal drei, wenn’s hochkommt: vier Minuten später in eines der zahlreichen Behandlungszimmer gebeten. Was ich in anderen Praxen schon herumgesessen habe! Zahnärzt*innen wie zahnmedizinische Fachangestellte führen, bevor sie die Untersuchung/Behandlung vornehmen, erst einmal ein, zwei Minuten Smalltalk der angenehmsten, weil unaufdringlichsten Sorte und eins darf etwa Auskunft geben, wie es denn so ginge, und zwar nicht nur Mundraum-related, sondern auch im Leben und im Beruf. Alle, wirklich alle scheinen irgendwie Kommunikations-gecoacht, aber wholesome und nicht auf die dumm-leere Business- und Coworking-Art.

Was ich besonders prima finde: Zwei oder drei Tage vor einem Termin, dessen Vereinbarung schon eine Weile zurückliegt, schellt das Telefon, es meldet sich eine Mitarbeiterin der Praxis und die sofort von der Hüfte aus wirbelsäulenmang zum Nacken und in den unteren Hinterkopf wallende Panik, ich müsse jetzt in diesem Moment eigentlich im Behandlungsstuhl sitzen und werde wegen dieser Säumnis bei Strafe des Untergangs auf ewig aus der Praxis verbannt, verfliegt, alsbald die Mitarbeiterin freundlichst gefragt hat, ob ich des bevorstehenden Termines gewahr sei. [Beim Lesen vor dem Veröffentlichen fällt mir auf, dass ich fast die Pointe dieses Beitrags vergessen hätte. Sie kommt jetzt.] Na, die werden schauen, wenn dieses Mal ich vorher anrufe und Bescheid gebe, dass ich den Termin aufm Schirm hätte!

Ein bisserl nervig ist nur der eine Zahnarzt, der, meist im Anschluss an die hochqualitativ durchgeführte Behandlung, ein wenig zu sehr ins Reden kommt. Und zwar eher in Richtung von Gegenstandsbereichen, die tiefsinnigen Tresengesprächen mit Freund*innen in irgendwelchen dunklen Spelunken vorbehalten sind. Gern gebe ich vor der Behandlung Kurzauskunft, was so abgeht; dass der Dentalfried selbst Späteinsteiger ist und erst nach Krankenwagenfahrerzeit u. ä. seinen Beruf zur Berufung, Quatsch: seine Berufung zum Beruf gemacht hat, mit derlei ellenlangen, bremsenden Ausführungen möge man mich verschonen und mich fröhlich »tschüsselnd« (Polt) heimfahren lassen.

(Für die, zugegeben, hermetische Überschrift vgl. den Beitrag »Kinderlieder, die auch von Rammstein sein könnten«.)

+++ Blog Exclusives +++ Blog Exclusives +++ Blog Exclusives

Auf diesem Blog wird es in nächster Zeit neben der üblichen Zweit»verwertung« beziehungsweise recht eigentlich: Archivierung meiner Social-Media-Posts – die Überschrift deutet es bereits an – blog exclusives geben. Denn meine Social-Media-Accounts pausieren momentan. Hintergrund resp. Grund: Nicht etwa Sperrung wegen unbotmäßigen Verhaltens Verstoßes gegen die willkürlichen »Gemeinschaftsstandards« der absolutistischen Betreiberfirmen, sondern Flucht ins Idyll des Reichs der Selbstherrschaft über den eigenen Dopaminhaushalt. Der ungelenken Zeitungssprachpersiflage kurzer Sinn: O’bloggt is’!