Radlerkoma

18.06.2018:
20-Radler

Sich mit Radler wegschießen, bis man ein Einhorn ist – wer kennt’s nicht!

Seid’s mir nicht böse, aber angesichts dieser Reklame für die AOK-/adfc-Kampagne «Mit dem Rad zur Uni», die mich zumal am Urinal mit ihrem Krampf behelligt, denke ich über die Anschaffung eines Coal Rollers nach. Also eines auf US-amerikanischen Redneck-Irrsinn zurückgehenden Pick-Up-Trucks, der dergestalt modifiziert ist, dass er Treibstoffabgase möglichst stark rußend aus den Auspuffrohren bläst. Damit fahre ich dann den ganzen Tag lang vor den Uni-Gebäuden umher und ruße die Gesundheitsradlerinnen (m_w) ein, daß sie im Hörsaal ankommen wie Rußlands Rauchfangkehrerinnen nach der Schicht (die eine oder andere Aktionsteilnehmerin wird dann schon dabei sein). Und mittem Ratt werd’ ich bis Aktionsende ~nicht~ mehr fahren.
Pah!, wie unverschämt sie immer die Urinalwände zuplakatieren.

Kurz notiert (11)

Die Zukunft der Schreibwaren: Schreibwerdensein.

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Am liebsten aßen Suffragetten
Schachtelweise Trumpf-Schogetten.

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Wenn ich meine Lieblingspizza gegessen habe, habe ich zwar ein Verdauungstief, aber gleichzeitig ein Vierkäsepizzahoch.

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Jever Stahlbad (dialektisch-herb)

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Bauernverbandspräsident – mein liebstes Ährenamt!

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Bei besonderen Anlässen gibt’s bei Satanistens immer Baphometigel!


Kategorie: Kurz notiert

Der Junge und der Aufkleber

In der U-Bahn stand mir vor einiger Zeit am Mittag ein Schulbub gegenüber, wohl 12 Jahre alt, einen mordsschweren Schulrucksack im Flecktarndesign auf dem Rücken, Turnbeutel in der Hand, gekleidet in eine kindlich-ungestalte Kapuzenjacke, patchbewehrtes Shirt, Jeans, alles irgendwie in dunkelblau, unter dem Käppi stieben die Haare ringsum hervor, zwar noch nicht zu lang, aber dennoch sollt’s mal wieder zum Friseur gehen. Als er sich etwas zur Seite dreht, fällt mir der Aufkleber auf, der auf seinem Rücken klebt.

Kein Patch wie auf dem Shirt, der gehört da nicht hin. Ich beuge mich rüber, tippe ihn an und sage: »Du hast da einen Aufkleber aufm Rücken!« »Was?«, will er wissen, weil ich red’ manchmal so undeutlich und für den öffentlichen Raum zu leise. Bevor ich’s ihm nochmal sag’, zieh’ ich ihm den Aufkleber vom Pulli und gebe ihn ihm. Er stöhnt genervt und rollt die Augen an die U-Bahndecke. Ham sie es also mal wieder geschafft diese Hurensohn-Scheißewichser denen hau’ ich so eine rein, und ihm, dem plumpen Pausbackenjungen, eins aufgeklebt, Quatsch: ausgewischt. Voll peinlo scheise, so was in der Art wird er denken. Ich lehn’ schon wieder gegenüber, bei der nächsten Haltestelle fällt ihm ein, »Danke!« vergessen zu haben und ruft’s zwischen den Aussteigenden hindurch. Mein »Gerne!«, ich fürchte, er hört’s nicht.

Gerne – gern würd’ ich ihm auch sagen, es sei gar nicht tragisch, er brauche sich nicht zu genieren wegen des Aufklebers, keine normale Passantin würde ihn deswegen für einen Trottel halten, könne er ja nix dafür, auch nicht dafür, dass er aufm Rücken keine Augen hat; das komme halt mal vor und seine Zeit vielleicht auch noch. Gerne – aber heute bin ich einer der coolen Erwachsenen, der hilfsbereiten, der milden, gutherzigen, aber schweigenden. Von denen er nur zu wissen braucht, dass es sie auch noch gibt.

Creme

Daß man an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät in Nürnberg (WiSo) ist und nicht an der Philosophischen Fakultät in Erlangen, merkte man auch, wenn man blind wäre, weil an den Türgriffen in der WiSo immer Handcreme dran ist.

Aber die Frage lautet: Ist das so,  w e i l  die Leute mit übercremeten Händen an die Griffe langen, oder  d a m i t  die Leute nach dem Hinlangen an die Griffe eingecremete Hände haben – sozusagen als Creme-Service (im Wirtschaftler-Jargon: Cremium-Service) für die trockenen Wirtschaftlerhände, damit die Buchstaben auf den Computertastaturen der WiSo länger drauf bleiben und nicht vor der Zeit von rauhen Kratzhänden abgeschmirgelt werden –?